Unsere Odyssee mit einem deutschen Pinscher

2014 bekamen wir vierbeinigen Familienzuwachs. Es war ein Deutscher-Pinscher Welpe aus Schweizer Zucht. Er war gerade mal 9 Wochen und einen Tag alt – Sein Name ist Elton. Wir freuten uns auf das kommende und was wir alles Schöne mit ihm erleben dürfen.

Mit grosser Freude und noch grösseren Erwartungen gingen wir bereits 10 Tage später mit Elton in den obligatorischen SKN-Hundekurs (10 Lektionen).

Kursinhalt:

  • Wissen & Agieren mit Welpen, Grundsteine legen (Hierarchie / Bausteine / Beziehung)
  • Die Welt entdecken: Unterschiedliches Gelände im Parcours erkundigen
  • Innerartliches Sozialverhalten fördern
  • Gegenseitiges Vertrauen aufbauen
  • Prägung und Sensibilisierung auf Menschen und Umwelt

Also alles Dinge, die uns helfen sollten, Elton das beizubringen, sodass er leichten Fusses durch den Alltag gehen kann. So dachten wir es uns auf jeden Fall.

Leider liessen die Probleme nicht lange auf sich warten.

Erste Probleme die auftraten:
Sobald er einen Artgenossen auf der Strasse sah, wollte er ständig und mit vollen Körpereinsatz zu dem anderen Hund hingehen um ihn zu beschnuppern, Wir lernten, dass er das nicht darf und hielten ihn somit davon ab. Wir erkannten nicht, dass dies einen grossen Frust in Elton auslöste und was wir hätten machen müssen. Heute wissen wir, dass er nicht verstand, wieso er nicht zu dem anderen Hund hindurfte. Da lernte er schnell aufdringlich zu werden und gar sich mit Artgenossen zu zanken. In der Hundeschule hiess es dann, dass dies Verhalten in den Griff zu bekommen sei.

Also gingen wir im Anschluss wieder in dieselbe Hundeschule, die sich in Kanton Zürich befand und besuchten den Jung-Hund-Kurs (erneut 10 Lektionen).

Kursinhalt:

  • Beziehungs- und Bindungselemente festigen und aufbauen des individuellen Selbstbewusstseins – gemeinsames Entdecken und Erleben mit Fokus auf Teamwork Hundehalter & Hund
  • Erarbeiten von folgenden Erziehungselementen: Lockeres Leinenlaufen, Setzen/Legen, Abrufen/Freiapell, Konzentrationsarbeiten unter Ablenkung
  • Förderung der Sozialkompetenz im Umgang mit Menschen, Umwelt, Haus-Nutz- und Wildtiere sowie Artgenossen
  • Kleine Spaziergänge

Genau das, dachten wir zumindest, was uns helfen wird, Elton in den Griff zu bekommen. Doch schon während der Hundeschule zeigten sich die nächsten Probleme, die wir eigentlich dort – vermeintlich – lernten zu vermeiden.

Nächste auftretende Probleme:
Er fing an Menschen zu stellen, und Wildtiere zu jagen, daraufhin kam er an die Schleppleine. Die Schule sagte uns, dass wir konsequenter sein sollten und Privatstunden zu nehmen von Vorteil sei. Deshalb entschlossen wir uns zweimal die Woche Privatstunden zu nehmen.

Fazit:
Der Hund sei unsicher, deshalb stelle er Menschen. Mehr Sicherheit vermitteln und noch konsequenter sein. Handfütterung, positive Belohnung, Leinenlaufen um Pylonen, Beisswurstspiele.
Nach 2 Monaten intensivem Training und keinen ersichtlichen Resultaten, entschieden wir uns die Hundeschule zu wechseln.

Wir lernten beim Spaziergang eine Hundetrainerin kennen welche die Hundeproblematik – vermeintlich – sofort erkannte und uns Hilfe anbot.
So gingen wir wöchentlich zum Privatunterricht.

Fazit:
Elton wurde kastriert, durfte weiterhin nur mit Schleppleine herumlaufen, keine Futterbelohnung mehr, falls er davonrennen sollte – mit voller Wucht an der Schleppleine ziehen – sodass er auf die Schnauze flog. Wir lernten zu schreien und den Hund auf den Rücken zu drehen. Der Frust in uns und natürlich auch bei Elton wuchs und wuchs mit jedem Tag.

Nächste auftretende Probleme:
Elton entwickelte eine Aggression gegenüber brillentragenden blonden Frauen (Aussehen der Trainerin). Er stellte weiterhin Menschen auf der Strasse und gar aus der Distanz von ca. 50 Meter begann er sie zu fixieren und liess diese nicht mehr passieren. Ohne Schleppleine kam er beim Rufen gar nicht mehr zurück. Sein Jagt-Trieb verstärkte sich.

Wir waren sehr verzweifelt!

Freunde von uns empfahlen eine Hundeschule, wieder im Kanton Zürich. Sie sei die beste in ihrem Beruf, Sie trainiere sogar Polizeihunde.

So gingen wir zum Probetraining und blieben dort zum Training.

Fazit nach 12 Monate Training:

Wir lernten zu schreien, den Hund zu zwicken und seitlich mit einem Tritt zu korrigieren, am Nacken zu schütteln, Ihn anzubinden und aus Distanz Kommandos zu geben und ihn mit der Beisswurst zu belohnen (Futterbelohnung war Tabu). Die Trainerin sagte zu uns, dass dies der Charakter des Deutschen Pinscher sei und anders bekämen wir den Hund nicht unter Kontrolle! Sie empfahl uns das Schutzhund-Training bei ihr zu besuchen, da lernt der Hund erst richtig zu gehorchen!“

Nach dieser Aussage entschieden wir uns die Schule zu verlassen.

Nächste auftretende Probleme:

Elton wurde sehr unsicher! Er lernte nur auf den Trainingsplatz zu gehorchen. Er stellte weiterhin blonde brillentragende Frauen auf der Strasse und zusätzlich noch grosse und schlanke langhaarige Frauen dazu! (Aussehen der letzten Trainerin). Rückruf funktionierte nur auf dem Trainingsplatz. Zerrte weiterhin an der Leine und attackierte fremde Rüden!

Daraufhin meldeten wir uns beim Züchter und beschwerten uns über die schlechte Zucht! Er antwortete darauf, dass wir die einzigen seien die ihren Hund nicht in den Griff bekämen, und gab uns die Adresse eines Spezialisten für D.P. Hunde. „Der ist der Beste für die kleinen Biester!“  müssten aber nach Willisau zum Training fahren.

So fuhren wir nach Willisau zum Training.

Fazit nach 5 Monate Training:

Keine Veränderung!

Nächste auftretende Probleme:

! Der erste Bissvorfall bei einem Hund !

Dann kam ein Anruf von einer Bekannten, die wir im jährlichen Pinscher Treff kennenlernten, dass Sie einer ihrer Pinscher aus gleicher Zucht einschläfern mussten, weil dieser ein Kind ins Gesicht biss!

Wir waren sehr müde und völlig entmutigt!

Nach langen Gesprächen mit meinem Partner, trafen wir die Entscheidung den Hund nicht in einem Tierheim abzugeben, jedoch wir es diesmal mit einem Hundepsychologen versuchen wollen.

So fuhren wir nach Liestal (Kanton Basel-Landschaft) zum Training.

Fazit nach 4 Monate intensivem und sehr teurem Training:

Elton wurde etwas ruhiger, der Rückruf besserte sich aber das Leinenlaufen besserte sich nicht. Er stellte trotz all dem weiterhin Menschen auf den Spazierweg und attackierte fremde Rüden. Immer noch Schleppleinenzwang!

Es wurde uns empfohlen ein Resozialisierung-Training zu besuchen, da sei eine Adresse in der Nähe von Lenzburg.

Fazit nach 3 Monate Training:

Elton verhielt sich seiner Artgenossen gegenüber weniger aggressiv. Er bekam einen Halti zum besseren Leinenlaufen zugewiesen. Wir lernten – so glaubten wir zumindest – den Hund besser zu lesen und frühzeitig zu reagieren.

Nächste auftretende Probleme:

Er lernte beim Leinenlaufen das Halti auszutricksen und zog weiterhin an der Leine. Jegliche weiteren Methoden wurden von Elton in kürze durchschaut und ausgetrickst. Als Antwort darauf bekamen wir von der Trainerin zu hören: “ Ihr habt einen deutschen Pinscher gewollt, jetzt hab ihr ihn!“)

Das diese Hunderasse nicht einfach zu erziehen ist, wussten wir schon lange vorher. Wir konnten diesen Vorwurf nicht einfach so im Raum stehen lassen. Wir entschieden uns nach einer weiteren Schule zu suchen.

Plötzlich erreichte uns die Nachricht, dass einen anderen Pinscher aus gleicher Zucht eingeschläfert wurde, weil dieser seinen Herrchen über Nacht im Schlaf attackierte. Was ist wohl mit dieser Zucht los? Was ist da schiefgelaufen?

So gingen Wir nach Konstanz zu einer renommierten Adresse.

Fazit nach einem Jahr Training:

Elton wurde viel ruhiger und ausgeglichener. Der Rückruf sitzt heute noch bombenfest. Er ist sehr arbeitsfreudig geworden und sein Gehorsam hat sich stark gebessert. Das liegt daran, dass unsere Beziehung sich – so glaubten wir zumindest – nicht zuletzt vertieft hat, weil wir ihn jetzt verstanden haben bis zum nächste Vorfall der uns wieder an den Anfang zurück warf.

Nächste auftretende Probleme:

Eine fremde Person streichelte den Hund ohne zu fragen und drängte ihn in die Ecke im Treppenhaus. Erster Bissvorfall am Menschen. Anzeige, Veterinäramt, Wesenstest, Ärger!

Was stimmt mit dem Hund nicht, haben wir vielleicht etwas vernachlässigt oder gar versäumt? Aber was? Und wenn ja – wie können wir das ändern? So machten wir uns erneut auf die Suche nach Hilfe, aber diesmal sollte es jemand sein der nicht nach konventioneller Hundeschule-Taktik arbeitet.

So suchten wir im Internet und stiessen auf Christian Rüegg Hundeverhaltensberater. Ein erstes Telefonat überzeugte uns davon, es mit ihm zu versuchen.

Nicht wir mussten zu ihm Fahren, sondern Christian kam bei uns zuhause vorbei und allmählich wurde es uns langsam klarer und klarer, um was es bei der Hundebegleitung grundsätzlich geht:

  1. Wer ist der Rudelführer und was bedeutet dieser Begriff?
  2. Wieso Ausreden und Erklärungen Gift für Mensch und dadurch auch für den Hund sind
  3. Inkonsequent zu sein
  4. Geduld und kein Druck ausüben

Das Beste daran war, dass uns kein einziges Hilfsmittel oder Hilfstechniken gezeigt wurden, sondern lediglich wie wir den Alltag selber bestimmen sollen und müssen um den Hund die Führung und Sicherheit zu geben uns ausnahmslos zu folgen und respektieren. Und als einziges Instrument – ein Ziiiischen! Wie cool ist das denn?!

Innerhalb von 4 Monaten hat sich aus Elton einen gehorsamen, respektvollen und sehr devoten Hund herauskristallisiert, der sehr einfach zu führen ist. Allerdings gibt es noch ein paar Schwachstellen bei mir und meinem Partner, an denen wir arbeiten müssen und wollen.

Elton war nichts anderes als die Materialisierung unserer Einstellung sowie Gefühle und Ängste. Armer Hund!!

Noch nie war er so ruhig und entspannt wie heute. Wir haben aus Unwissenheit und schlechter Beratung sehr viel falsch gemacht, aber zum Glück lebt der Hund in hier und heute. Auch bemerkten wir erst jetzt, was es heisst, dem Hund nicht nur zu vermitteln, dass wir alles im Griff haben, sondern im zu zeigen, dass wir tatsächlich alles im Griff haben. Seit den wuchs unsere Bindung im Schnellzug Tempo und es gab seit dieser Zeit keinen einzigen vor Fall mehr.

Besuch von Christian

Als Chrigi uns besuchte, ignorierte als erstes Elton und sein Verhalten. Er ging mit nichts auf die Versuche Eltons, sich in den Mittelpunkt zu stellen, ein. Elton versuchte es natürlich noch ein, zwei Mal und dass so, wie wir es von ihm kannten. Sehr aufdringlich und in seiner Energie sehr hoch. Christian war hartnäckig und würdigte ihn keines Blickes. Nach etwa drei bis vier Minuten gab Elton auf und setzte sich neben Christian hin. Er fragte uns dann nach unserer Geschichte, die er fassungslos zur Kenntnis nahm. Es vergingen so ca. 15 bis 20 Minuten als Christian Elton zum ersten Mal aufforderte – dies nonverbal – zu ihm zu kommen. Elton stand – atypisch – ganz ruhig auf und ging zu ihm. Chrigi forderte ihn, ebenfalls nonverbal auf, ein Sitz zu machen, was Elton ohne zu zögern auch machte. Als Christian, Elton dann aufforderte – natürlich nonverbal – ein Platz zu machen, Eltron dies anstandslos machte, waren wir mehr als nur baff. Wir wussten nicht mehr was wir sagen sollten.

Dies Motivierte uns, mehr über die Philosophie von Christian zu erfahren und merkten schnell Mal, dass nicht Elton im Mittelpunkt stand, sondern wir als Menschen und unsere eigenen Unzulänglichkeiten. Er machte uns klar, dass Elton lediglich der Spiegel von uns war und wie sahen plötzlich, wie unsicher wir waren. Nicht nur im Umgang mit Elton. Chrigi hat begriffen, dass er den Halter helfen muss und der Hund, in der Regel weiss, dass er ein Hund ist. Christian brachte uns auf den Hund. Wir begriffen auch, dass all die anderen Schulen und Trainer nicht an der Wurzel des Problems gearbeitet haben, also an uns Halter, sondern immer nur am Hund herumgebastelt haben. Solange wir, als Hundebesitzer unser Verhalten nicht ändern, gibt es für den Hund keinen Grund, seines auf die Dauer zu ändern.

Fazit

Heute wissen wir, dass all das, was Hundeschulen und Trainer anbieten, nur Hilfsmittel sind, die sich schnell auswaschen und keinen langfristigen Erfolg ermöglichen. Wir lernten bei Chrigi, dass es auf unsere eigene Einstellung, zu uns selber, ankommt. Denn wenn wir nicht wissen, was wir wollen, haben wir keine Chance, dies konsequent einzufordern und dabei auch noch ruhig zu bleiben. Es brauch keine Techniken oder Hilfsmittel. Ein klares Bild reicht da völlig aus. «Was will ich»

Lassen wir nun die Vergangenheit ruhen und arbeiten gemeinsam zuversichtlich auf unser Hauptziel hin, zu dessen wichtigsten Elementen ein neues, permanentes und solides Abkommen gehört: nämlich Respekt und Freundschaft.

Danke Chrigel

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