Warum waschen sich die herkömmlichen Methoden der Hundeerziehung oft so schnell aus?

Es hat mit dem zu tun, wie Hunde – im Übrigen auch der Mensch – lernt und wie wir dem Hund etwas beibringen. «Mut brachte mich zum Ziel.»

Erfolg und Misserfolg

Hunde sind neugierige Wesen und wollen ihre Umwelt erkunden. Dabei werden sie vor Herausforderungen gestellt, die gelöst werden wollen, sodass es weiter gehen kann. Jetzt gibt es wie überall die Mutigen und die weniger Mutigen. Doch jedes Individuum muss sich dem unbekannten stellen, wenn es Erfolg in seinem Leben haben will. Die Mutigen können ihre Furcht vor dem Unbekannten schneller überwinden um z.B. an einen Leckerbissen zu gelangen. Alle seine Sinne laufen auf Hochtouren und er muss sich eine Strategie zurechtlegen, um die Aufgabe lösen zu können. Je nach Aufgabe kann die schon einige Zeit in Anspruch nehmen, doch am Schluss hat er sie erfolgreich gelöst und dies erfüllt auch ein Tier mit guten Gefühlen.

Beispiel

Ein Bär muss einen Fluss überqueren, um auf der anderen Seite an einen Leckerbissen zu kommen. Der Fluss führt jedoch Hochwasser und somit kann er den Fluss nicht wie üblich durchschwimmen oder zu Fuss überqueren. Beim Sturm, der letzte Nacht wütete, konnte ihm ein Baum nicht mehr standhalten und fiel über dem Fluss. Es bleibt dem Bären lediglich die Möglichkeit, den Fluss auf diesem Baum zu überqueren oder auf den leckeren Happen zu verzichten.

Der Magen sagt ihm, dass er es wagen soll, doch seine Augen sagen deutlich nein. Der Bär steht jetzt in einem grossen inneren Konflikt. Der weniger mutige Bär wird, nach kurzer Inspektion, dass Vorhaben abbrechen und sein Glück wo anders suchen. Der mutige Bär wird vermutlich, die Gegebenheit, genauer untersuchen. Dies wird seine Zeit in Anspruch nehmen, doch durch das er eine Lösung fand, konnte er sich den Bauch vollschlagen und dies wiederum gibt ein gutes Gefühl. In Verbindung mit seinem Erfolg (Futterresource), wird er es nicht mehr vergessen. «Mut brachte mich zum Ziel.»

Auch unsere Hunde haben das grosse Bedürfnis, ihre eigenen Lösungswege zu finden. Stellen wir uns jetzt vor, der Baum ist eine Brücke und der Bär ihr Hund, der sich scheut, die Brücke nur schon zu betreten. Da jetzt selten ein Leckerbissen auf der anderen Seite wartet, der als Motivator dienen kann, müssen wir diesen Part übernehmen. Das heisst nicht, dass wir jetzt auf die andere Seite gehen sollen, um den Hund zu rufen, denn das hiesse, er müsste die Brücke alleine überqueren und dies in seiner grössten Unsicherheit. Er würde vielleicht sogar kommen, weil Sie ihn gerufen haben und nicht, weil er es wollte oder sogar gerne gemacht hätte. Wir haben hier die Möglichkeit, den Hund dabei zu begleiten und so die Bindung noch zu vertiefen.

Begleitung

Begleiten heisst, dem Hund die Zeit zu geben, dass er sich mit der Situation soweit arrangieren kann, dass das Vertrauen zu ihnen grösser wird, als die Angst vor dem Unbekannten (Stressor). Das wiederum bedeutet, dass Sie Geduld brauchen. Denn wenn Sie den Hund jetzt auffordern, ihnen zu folgen, lernt der Hund nur, dass er ihnen folgen muss, obwohl er es nicht machen will. Der Hund lernt, dass er die Brücke nur mit Angst überqueren kann. Er wird es machen, doch passiert nur irgendetwas unvorhergesehenes, wird er nie wieder, diese oder auch andere Brücken, überqueren wollen und verweigert sich im schlimmsten Fall.

Begleitung bedeutet, dem Hund die Möglichkeit zu geben, seinen eigenen Weg zu finden, wie er mit inneren Konflikten umgehen kann. Das wichtigste ist, selber ruhig zu bleiben und dem Hund klar zu machen, dass diese Brücke zu überqueren gemeinsam nur halb so tragisch ist, wie er sich das vorstellt. Es wird jeder Schritt, der der Hund nach vorne macht im Übermass belobigt und wenn der Hund den Rückwärtsgang einlegt, wird ihn auf keinen Fall Leine gegeben und auch wird der Hund, in seinem Verhalten, nicht noch mit einem «nein» bestätigt oder schlimmstenfalls Gestreichelt. Denn alles was wir jetzt aktiv gegen das Verhalten unternehmen, ausser dass man ihm keine Leine gibt, kann vom Hund als Bestätigung seines Verhaltens verstanden werden. Durch das wir ihm keine Leine geben, zeigen wir ihm, dass Flucht keine Option ist und er wird sich der Herausforderung – wenn wir Geduld zeigen – stellen. Bewegt sich jetzt der Hund wieder vorwärts, wird sich wieder tolle gefreut.

Streicheln verboten

Wichtig bei solchen Übungen ist es, dass der Hund während er vorwärts geht, er nicht gestreichelt wird. Das ist dasselbe, wie wenn wir am Sport machen sind oder wir uns auf etwas konzentrieren und wir dann gestreichelt werden. Es reisst uns aus unserer Konzentration. Was bewirkt das verbale Lob? Man kann sich das so vorstellen, ihr Hund ist jetzt ein Fussballer oder Leichtathlet und wird von seinen Fans angefeuert. Das motiviert und fördert den Mut.

Kleine Schritte

Unterteilen Sie die Übungen auch in mehrere Abschnitte. Für das Beispiel Brücke hiesse das, dass zwei oder drei Sitz eingebaut werden. Begeben Sie sich dazu zum Hund herunter, so geben Sie ihm das Vertrauen, dass Sie alles unter Kontrolle haben. Macht der Hund jetzt ein Sitz, dürfen Sie ihren Hund «ruhig» streicheln, denn er macht ja eine Entspannungspause. Hat sich der Hund jetzt beruhigt oder beginnt die Nase einzuschalten, haben sie das Gröbste hinter sich. Denn nur ein relativ entspannter Hund schaltet seine Nase ein um seine Umgebung wahrnehmen zu können. Jetzt können Sie erneut versuchen, ihren Hund aufzufordern, weiter zu gehen.

So lernt der Hund, dass er ihnen Vertrauen kann und dass so erlernte verankert sich tief im Hund. Und der grosse Nebeneffekt ist, dass sich so auch die Bindung vertieft. Also eine win win Situation für alle. Einen weiteren und wesentlicher Effekt dabei ist, dass so erlernte, sich nicht mehr auswäscht, wie eine Methode, die auf Verlangen (Analog Hundeschule) basiert. In Verbindung mit seinem Erfolg (Vertrauen), wird er es nicht mehr vergessen. «Mut brachte mich zum Ziel.»

Ungeduld schadet der Beziehung

Die Ungeduld des Menschen zwingt den Hund zu etwas. Sich Zeit nehmen heisst, den Hund einladen etwas mit mir zu unternehmen. Für den Hund ist es ein wesentlicher Unterschied, ob er ein Sitz macht, weil wir es Verbal eingefordert haben oder ob er selbständig herausgefunden hat, dass wir von ihm ein Sitz, Platz oder ein herkommen wünschen.

Theodore Roosevelt sagte einmal: „Die Leute fragen nach dem Unterschied zwischen einem Anführer und einem Chef … der Anführer spielt mit offenen Karten, der Chef arbeitet im Verborgenen.

Oft beobachte ich Hundebesitzer, dass sie vom Hund ein – nonverbales – Sitz einfordern, der Hund beginnt nachzudenken, was wohl jetzt von ihm erwartet wird und lassen dem Hund nicht genügend Zeit, dass er selber auf eine Lösung kommt und Fordern ihn dann verbal dazu auf. Wenn ich dann Frage, wieso sie nicht gewartet haben und es am Schluss verbal einforderten, erhalte ich meist die Antwort; «Ich wollte ihm nur helfen, dass es schneller geht». Und schon wären wir wieder bei der Ungeduld des Menschen. Ich für meinen Teil liebe es, wenn ich alleine auf eine Lösung komme und ich – als Krönung – dafür noch gelobt werde! Wenn ich dabei auch noch begleitet werde, ist das Gefühl «Gemeinsamkeit» umso stärker. Auch meine Mutter war leider eine sehr ungeduldige Person und stahl mir oft das Erfolgserlebnis eines eigenen Lösungswegs. Ich war meist gefrustet und das geht unseren Hunden genauso.

Fazit

Begleiten wir unsere Hunde lieber mehr als das wir verbal Dinge von ihnen einfordern. Hunde sind stille Wessen und lieben es, einen stillen Begleiter zu haben. Freuen wir uns lieber, wenn unsere Hunde einen Lösungsweg gefunden haben, auch wenn das Ergebnis vielleicht nicht immer das ist, was wir von ihm wünschten. Lachen wir lieber und versuchen es erneut, still und geduldig. Schon meine Grossmutter wusste zu sagen; «In der Stille liegt die Kraft.»

Gerne begleite ich Sie in das Universum Hund und zeige ihnen, wie Sie ihren Hund begleiten können.

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