Wie unsere Hunde die „optische“ Welt wahrnehmen

„Die „Sicht“ aus der Perspektive eines Hundes“

Viele haben sich bestimmt schon gefragt, wie Ihr Hund eigentlich seine Umwelt wirklich wahrnimmt. Nimmt er sie genau so wahr, wie wir sie wahrnehmen oder nimmt der Hund unterumständen mehr wahr, als der Mensch sehen kann?

Dazu müssen wir das Ganze in einige Einzelteile zerlegen um dem ganzen auf die Spur zu kommen. Dabei ist es wichtig, zu wissen wie der Hund Farben und vor allem in welcher Frequenz er Farben wahrnimmt.

Farbskala Hund / Mensch

Es ist noch schwierig, durch blosses beobachten auf eine schlüssige Antwort zu kommen. Durch neuste Forschungen, weiss man heute ziemlich genau, in welchem Farbspektrum unsere vierbeinigen Lieblinge Sehen.

Dabei vergleichen wir die Unterschiede an Hand unserer eigenen Wahrnehmung. Das Lichtspektrum beginnt im „Infrarotenbereich“ bei 760 nm und geht bis in den „Ultraviolettenbereich“ der bei 380 nm liegt, wie im Abb. 1 graphisch dargestellt ist. Der Mensch sieht in oberen Bereich der der Farbskala bei 550 nm, also im rot – grün Bereich und der Hunde im unteren Bereich der Farbskala bei 430 nm, somit im grün – blau Bereich.

Abb. 1 Farbskala von Infrarot (760 nm) bis Ultraviolett (380 nm)

Nur schon dies zeigt auf, dass Hunde ihre Umwelt, zumindest „farblich“, anders wahrnehmen müssen, als wir selber. Wie in Add. 2 zusehen ist, sieht der Hund in Blau –  Braunbereich und der Mensch, im Mittelwert, im Grünbereich. Jetzt stellt sich die Frage, wieso der Hund in einer anderen Wellenlänge die Farben wahrnimmt? Zum einen hat es etwas mit dem Habitat (Lebensraum) des Urvaters (Wolf) zu tun, wie auch mit den Zeiten, wann er die besten Jagterfolge hat. So ergab es sich, dass der Wolf seine Aktivitäten genau darauf ausrichtete und geht in der Regel in der Abenddämmerung und bei Sonnenaufgängen auf die Jagd. Dass der Hund jedoch in seinem Farbspektrum sehen kann, müssten auch seine Augen Unterschiede auf weissen.

Add. 2 Farbskala im Vergleich: Hund / Mensch

Unterschiede beim Hundeauge

Grundsätzlich funktioniert das Hunde- und Menschenauge gleich. Neben der Linse, Pupille, Hornhaut und Iris, die gleich aufgebaut sind, ist der grösste Unterschied in der Anzahl der farbempfindlichen Zapfen (Farben erkennen) und lichtempfindlichen Stäbchen (Licht). In Abb. 3 sehen Sie wo die Stäbchen und Zapfen im Auge sitzen und wie man sie sich vorstellen kann. Hunde besitzen mehr Stäbchen und der Mensch mehr Zapfen im Auge. Was bewirkt es jetzt, für den Hund, dass er mehr Stäbchen in seinen Augen hat?

Abb. 3 Nahansicht der Stäbchen (Licht) und Zapfen (Farben)

Abbildung des Auges

Um diese Frage beantworten zu können müssen wir wissen, was für eine Aufgabe eigentlich die Zapfen und Stäbchen haben. Zapfen sind generell zuständig Farben wahr zunehmen und die Stäbchen das Licht. Je mehr Stäbchen jetzt ein Lebewesen in seinen Augen hat, desto besser kann es sich auch mit wenig Licht noch gut orientieren. Also funktionieren die Stäbchen wie ein Restlichverstärker und je mehr davon vorhanden sind, desto besser für das Tier bei Dämmerung. Bei dem Zapfen ist das ganze schon nicht mehr ganz so einfach. Da das Licht eine Welle ist, und wie wir jetzt wissen, in verschiedenen Wellenlängen schwingt, brauchen wir mehrere verschiedene Zapfenarten, um die richtigen Farben mischen zu können.

Abb. 4 soll das etwas verdeutlichen, wie das von statten geht. Es gibt drei Zapfenarten und jede kann jeweils nur Schwingungen in einem ganz bestimmten Frequenzbereich wahrnehmen. Grundfarben, aus denen alle Farben gemischt werden können sind rot, blau und grün. Die Stäbchen sind für das schwarz-Weisssehen (Licht) zuständig. Genauer gesagt, sie reagieren vor allem auf die Stärke des Lichtes, also nehmen keine  Farben wahr.

Durch das der Hund jetzt weniger Zapfen hat, verschiebt sich die Wellenlänge in den Blaubereich. Dies ist natürlich auch Evolutionär zu begründen und war auch nicht zum Nachteil des einzelnen Individuums, im Gegenteil. Ebenso spielt das Habitat sowie die Futterverfügbarkeit eine grosse Rolle, wie ein Tier seine Umwelt wahrnimmt.

Abb. 4 Darstellung wie das Auge Farben sowie Licht wahrnimmt

In Abb. 5 gut sichtbar ist, die Farben werden grundsätzlich blasser. Was noch auffällt ist, dass die Farbe „rot“ nicht mehr zu sehen ist doch dafür sticht die Farbe „blau“ hervor. Auch die Farbe „gelb“ ist eine Farbe, die Hunde gut wahrnehmen können. Ist es Ihnen auch schon aufgefallen, dass ihr Hund das gleiche Spielzeug, mit einer anderen Farbe, besser oder schlechter findet, jetzt ahnen Sie auch bereits was die Ursache ist.

Abb. 5 Farbliche Unterschiede vom selben Bild.

Welche Farbe ist geeignet für das Spielzeug

Wie wir uns jetzt denken können, ist nicht mehr jede Farbe die geeignete Farbe für die Spielzeuge des Hundes. Eigentlich bleiben noch zwei Farben, die sich für Hundespielzeug eignen und das ist blau sowie violett. Wie in Abb. 6 gut zu erkennen ist, sind die Farbe „rot“, „braun“ und „grün“ Farben, die sich mit der natürlichen Farbumgebung verschmelzen, in dem sich der Hund bewegt. Blau hingegen hebt sich in jedem Fall sehr deutlich von allen Farben ab.

Auch wenn der Hund die Farbe Gelb gut wahrnehmen kann, ist sie Für Spielzeug, das vor allem draussen Verwendet wird, eine ungeeignete Farbe. Da sich, für den Hund, die Farbe „grün“ bis „braun“ ebenfalls ins gelb verschiebt, wird es für ihn wiederum schwer, das gelb gezielt wahrzunehmen. Anders ist es, wenn „gelb in Bewegung ist. Dann ergibt gelb einen guten und klaren Kontrast.

Abb. 6 Geeignete Farben für die Spielzeuge

 Bewegung und Kontrast

Kontrast in Bezug auf Bewegung, in einem Bild darzustellen, ist nicht einfach. Doch kriegt man in der Abb. 7 einen ungefähren Eindruck, wie sich die Farbgebung auf den Kontrast auswirkt. Wo natürlich mehr Kontrast da ist, wird auch die Bewegung von anderen Tieren besser wahrgenommen und dies wiederum erhöht den Jagderfolg. Und plötzlich sind es drei Hasen. Zu einer erfolgreichen Jagd braucht es Natürlich noch mehr. Wichtig ist auch die Augenstellung. Also wo am Kopf sitzen die Augen.

Abb. 7 Kontrast

Der Blickwinkel eines Hundes

Beute und Jäger haben einen unterschiedlichen Blickwinkel auf das Geschehen, was sich vor, neben und hinter ihnen abspielt. Das Beutetier (Pflanzenfresser) hat seine Augen meist seitlich am Schädel und ermöglicht so dem Tier, einen grösseren Blickwinkel zu erreichen (Abb 8). Wir nehmen hier das Beispiel eines Pferdes und zeigen auf, wie unterschiedlich der Blickwinkel ist.

Im Vergleich sehen wir in der Abb. 9 die des Menschen, auf der Abb. 10 der eines Hundes mit kurzer Schnauze und schliesslich auf der Abb. 11 der Blickwinkel eines Hundes mit langem Fang. Wie schnell ersichtlich ist, hat das Pferd einen viel grösseren Winkel, in dem es Gefahren erkennen kann, um schneller die Flucht einzuleiten. Auch der Bereich, in dem ein Pferd (Pflanzenfresser) dreidimensional sehen kann, kann sich sehen lassen und ist dem der Hunde überlegen. Wie Schaft dass das Pferd.

Das Auge des Pferdes sitzt so weit wie möglich am Rande des Schädels und somit steigt auch der Winkel, in dem sie dreidimensional sehen können. Was genau so Augenscheinlich ist, dass der Hund ein gesamtes Gesichtsfeld von ca. 240° hat im Gegensatz zum Menschen, der lediglich ein gesamtes  Gesichtsfeld von ca. 200° hat. Das grosse Gesichtsfeld ist bei der Jagd wiederum sehr hilfreich.

Abb. 8 Blickwinkel eines Pflanzenfresser

Abb. 9 Der Blickwinkel eines Menschen

Abb. 10 Blickwinkel eines Hundes mit kurzer Schnauze

Abb. 11

Der Blickwinkel eines Hundes mit langer Schnauze

Warum ist das Auge eines Hundes so schnell in der Wahrnehmung?

Es ist bestimmt schon allen, die sich mit Hunden Beschäftigen, aufgefallen, dass Hunde schnell in ihrer Reaktion sind, wie z.B. wenn man dem Hund ein Leckerli hin wirft und er es in der Regel mit Leichtigkeit aus der Luft pflückt.

Wichtig ist es also nebst dem zu wissen, wie der Hund Farben wahrnimmt und warum er bei Dämmerung mehr sieht als der Mensch – warum Hunde im Stande sind, Bewegungen so schnell wahrzunehmen und ihnen mühelos folgen zu können.  Ich versuche es mal so zu erklären. Flimmerndes Licht wird ab einer bestimmten Frequenz als konstante Beleuchtung wahrgenommen. Diese als Flicker Fusions Rate bezeichnete Grösse ist in Abhängigkeit von der Lichtintensität und der Wellenlänge Speziesspezifisch und für die Art der Photorezeptoren unterschiedlich hoch. Sie liegt beim Menschen um 50 (d.h. bei Höchstgeschwindigkeit 50 Bilder pro Sekunde) beim Hund zwischen 70 und 80 bei Raubvögeln um 100. Sie hängt im Allgemeinen davon ab wie rasch sich die Photorezeptoren nach Entladung regenerieren und ein Bild aktualisieren können. Sie ist an die höchst Geschwindigkeit angepasst mit der sich ein Tier durch sein Habitat (Lebensraum) bewegt.

Insekten können bis 250 Bilder pro Sekunde wahrnehmen. Schnecken hingegen nehmen lediglich ca. 5 bis 10 Bilder pro Sekunde wahr. Also es kann gut sein, dass Sie an einer Schnecke vorbei gehen und sie Sie nicht einmal war nimmt. Dafür funktioniert der Reizauslöser bei den Schnecken innerhalb wenigen Millisekunden nach einer Berührung.

Der Hund sieht rund 30 Bilder pro Sekunde mehr, als der Mensch und somit sind die Bewegungen des Menschen deutlich langsamer und er sieht bereits im Ansatz, was für eine Bewegung folgt und reagiert genau richtig. Jetzt wird vermutlich auch manchem so einiges bewusst, warum Hunde Bewegung so  gut deuten können und oft die richtige Reaktion an den Tag legen. Doch auch wenn der Hund mehr Bilder, als der Mensch, wahrnehmen kann, sieht der Hund nicht besser. In der Abb. 12 sieht man, was ein Hund, im Vergleich mit Mensch und Katze, sehen kann. Wie ist das Bild zu verstehen? Die weisen Balken repräsentieren die Detailwahrnehmung des Auges, also die Auflösung des einzelnen Bildes. Der Mensch nimmt sehr viel mehr Details wahr und nimmt zur Katze hin rapide ab. Also Katzen sehen ihr Bild recht Unscharf. Dies kann man mit dem Analogfilm und Digitalfoto vergleichen. Je grobkörniger das Filmmaterial ist, desto unscharfer (pixeliger Abb. 12a) wird das Bild.

Abb. 12 Sehen im Vergleich

Scharfsehen im Vergleich mit Pixeln

Abb. 13 zeigt es recht gut, wie man sich den genauen unterschied zwischen der Sichtweise des Menschen und des Hundes vorstellen kann. Viele werden jetzt erstaunt sein, dass der Hund nicht besser sieht, doch für sein natürliches Habitat genau das richtige. Für den Mensch war es überlebenswichtig, Details erkennen zu können und für den Wolf war es die Bewegung. Ein anderer Grund ist, dass der Wolf / Hund tagsüber nicht den besten Durchblick hat ist, weil er auf ihn, den Durchblick, mehr denn je, in der Dämmerung angewiesen ist.

Abb. 13 Sehen im Vergleich zwischen Mensch (oben) und Hund (unten) am Tag

Sehen in der Dämmerung

Wie allgemein bekannt ist, hat alles seine zwei Seiten. Wir Menschen sehen Tagsüber sehr gut und haben bereits in der Dämmerung unsere liebe Mühe, noch etwas Vernünftiges zu erkennen. Bei Hunden ist es genau umgekehrt. Wie in der Abb. 14 deutlich wird, sieht der Hund, wenn auch unscharf, die Strukturen der einzelnen Tiere viel Besser und wenn sich die Beute jetzt noch bewegt, werden die Konturen gleich noch deutlicher hervorgehoben.

Abb. 14 Sehen im Vergleich zwischen Mensch (links) und Hund (rechts) in der Dämmerung

Daemmerungssehen im Vergleich Mensch Hund

Wie wir nun erkennen, erst wenn man sich mit einem anderen Lebewesen auseinander setz, kann man es verstehen und ihm auch gerecht werden. Nur schon zu wissen, wie ein anderes Lebewesen seine Umwelt wahrnimmt, lässt uns noch besser, sich in das gegenüber versetzen, um es noch besser zu verstehen und ihm zur Seite stehen zu können.

Nehmen wir nur das wissen, dass die ideale Farbe, für ein Hundespielzeug, blau ist. Jetzt verstehen wir auch, wieso es dem Hund so leicht fällt, die Leckereien so mühelos aus der Luft zu pflücken und wieso uns der Hund in der Dämmerung haushoch überlegen ist. Es ist jetzt nur noch Ihrer Phantasie überlassen, wie Sie das Wissen in den Alltag ihres Hundes einbauen können. Es gibt der Möglichkeiten viele! Lassen Sie sich inspirieren und erleben Sie die Welt ihres Hundes neu.

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