Hundeverhaltensberatung – Mehrhundehaltung – Teil 1

Meine persönliche Erfahrungen

Dieser Einblick in meine persönliche Geschichte ist der Auftakt zu einer Artikelserie zum Thema Mehrhundehaltung die in der nächsten Zeit in unserem Blog erscheinen wird. Wenn Sie mit dem Gedanken spielen einen weiteren Hund bei sich aufzunehmen oder nach Tipps suchen wie das Zusammenleben in der Mehrhundehaltung verbessert werden kann finden Sie in dieser Serie viele nützliche Informationen.

Seit rund acht Jahren bin ich zum wiederholten Mal Mehrhundehalter. Vor kurzem kam noch eine weitere Fellnase dazu.

Schon als Kind wuchs ich mit mehreren Hunden auf und als ich von Zuhause auszog musste ich mir sogleich auch einen eigenen Hund zulegen. Nach einer vierjährigen Hundepause kam Kira zu mir. Sie ist heute 14 Jahre alt und mein Herz wurde damals im Sturm erobert. Ich freute mich riesig auf das was noch auf uns zukommen sollte. Und sie machte ihre Arbeit ausserordentlich gut und lernte wie verrückt. Ihre Fortschritte waren riesig und ich war wie jeder Hundebesitzer mächtig stolz auf meinen Liebling.

Ersatzmutter Lucy

Unser grosses Glück war, dass wir eine gute Freundin hatten, welche bereits einen Hund besass. Ihr Name war Lucy und zeigte Kira wie sie sich in der Hundewelt zu Recht findet. Man kann sagen sie nahm Kira unter ihre Fittiche und war eine gute “Mutter”, indem sie ihr der Sozialisierung in der Hundewelt half. Heute ist Kira eine souveräne Hündin die keinen Stress möchte doch stets anderen Hunden klar macht was sie von ihnen erwartet. Dies vermittelt sie in einer solchen Klarheit, manchmal nur durch einen Blick, so dass ihre Intentionen nie sehr heftig ausfallen müssen. Für Kira bedeutet das, dass sie mit wenig Aufwand Respekt und Raum einfordern kann.

Der Anfang einer Mehrhundehaltung

Als Kira 2 Jahre alt wurde begann ich mit ihr das Training zum Therapiehund. So vergingen rund sechs Jahre in trauter Zweisamkeit. Doch wie es das „Schicksal“ so wollte, Kira war wieder einmal Läufig, schlüpfte sie mir aus dem Halsband. Ihr bester Kumpel, etwa 100 Meter vor uns, hat sie sofort gerochen und bestimmt auch gesehen. Sie raste Los und kein rufen half. Sie holte nach kurzer Zeit ihren Kumpel und seinen Besitzer ein. Dieser kannte Kira, wusste jedoch nicht, dass Kira aufnahmefähig ist. Also liess er sie spielen und die Zwei verzogen sich dann in das kleine Wäldchen. Als auch ich endlich röchelnd und schnaubend am Ort des Geschehens ankam, hingen sie auch schon zusammen.

Hmmm – Nun gut – Was nun?

Die Zeit verging und Kira wurde runder und runder. Ich musste ihr am Schluss auch helfen in den Zug einzusteigen, weil sie nicht mehr springen konnte. Von einer älteren Dame wurde ich daraufhin angesprochen. Sehr verächtlich meinte sie: „Geben sie dem armen Hund nur noch mehr zu fressen, dann kann er bestimmt bald auch nicht mehr laufen.“ Ich lachte nur und bugsierte meine hoch schwangere Hündin in den Zug.

Es waren sieben Welpen

Der Tag der Geburt war gekommen und Kira war eine gute Mutter. Sie nahm ihre Aufgabe sehr ernst und kümmerte sich rührend um ihre Babys. Ich könnte selbst über diese Zeit ein eigenes Buch schreiben, so anstrengend schön war diese Zeit. Und doch waren die rund vier Monate wie im Flug vorbei. Für fünf der kleinen Würmchen fand ich vorerst einen guten Platz. Wer zählen kann hat bestimmt bemerkt, dass noch zwei übrig waren. Dies waren Shayenn und Sina, welche erst mal bei mir und ihrer Mutter blieben. Ich denke nicht besonders erwähnen zu müssen, dass ich leicht überfordert war.

Shayenn, Sina & Jabba

Mein Weg führte mich zu dieser Zeit an die Grenze zu Bern – Freiburg in eine wunderbare ländliche Gegend. Meine beste Freundin, welche ich oben schon erwähnte, war zu dieser Zeit schwanger und hatte bereits ein Kind und einen Hund. Genauer gesagt zwei Hunde. Nun gut – Sie lief am Anschlag und fragte mich also, ob ich ihre Jabba nehmen könne. Für Lucy habe sie schon einen Platz. Wie ich halt so bin, sagte ich: „Ja sicher – ist doch kein Problem“. Dazu sollte ich vielleicht noch erwähnen, dass Jabba selbst noch eine Junge Hündin war. Soweit war auch das kein Problem. Kira kam ja sowieso mit den meisten Hunden gut zurecht und die Jungmannschaft hatte ganz andere Intensionen. So hatte ich wenigstens die Sorge nicht, dass sich die Hunde nicht verstehen würden.

Auch beim Fressen machten sie keine Anstalten. Mein Problem war, dass immer einer dabei war der jetzt gerade nicht gehorchen wollte und die, welche ich unter Kontrolle zu haben glaubte, wieder zum Spiel animierte. Natürlich wurde das von den anderen gerne angenommen. Es lief also immer etwas. Ich konnte in dieser Zeit sehr viel lernen. Natürlich auch wie ich alleine vier Hunde, eine adulte Hündin und drei Junghunde,unter Kontrolle bringen kann. Nach einigen Monaten ging Jabba wieder nach Hause und für Sina fand ich einen guten Platz.

Lino

Die Jahre zogen so ins Land. Kira und Shayenn bildeten eine gute Einheit und wir lebten gemütlich miteinander. Eines Tages erhielt ich einen Hilferuf betreffend einem Hund der dringend einen Platz brauchte. Sie dürfen jetzt drei Mal raten, wie meine Antwort ausgefallen ist. Der Neu Zuzug heisst Lino. Schnell bemerkte ich, dass meine beiden Hundedamen nicht wirklich erfreut waren, dass da jetzt ein so junger und aufdringlicher Schnösel ankam. Kira machte von Anfang an klar, dass sie nichts von ihm wissen wollte. Shayenn hatte da etwas weniger ihre Probleme, obwohl sie eher das Prinzesschen auf der Erbse ist und sich schnell mal belästigt fühlt.

Am Anfang nutzte ich das verhalten meiner Hündinnen, denn so suchte Lino schneller und häufiger meine Nähe und ich konnte schnell eine Bindung aufbauen. Es ging nicht lange und den Mädels fiel auf, dass der Eindringling viel häufiger bei mir ist. Sie begannen ihn von mir weg zu drücken, um dann bei mir liegen zu können. Shayenn tat dies mehr als Kira. Bis dahin war ich es mir gewohnt, dass Kira und Shayenn zu mir kamen, wenn sie „Knuddelnot“ hatten. Dass die eine genau dann Lust gehabt hätte, ebenfalls ein Schmüsi zu erhalten, wenn gerade die andere an der Reihe war, kam selten vor. Und wenn, dann gab es auch mal ein Gruppenschmüsi.

Agressionsverhalten im Rudel

Doch es schien so, als könne sich Shayenn mit der Situation anfreunden. Sie begann (zwar noch zaghaft) mit Lino zu spielen. Erschrocken bin ich aber als Lino einmal ganz ruhig an Shayenn vorbei gehen wollte und Shayenn eine heftige Attacke gegen Lino machte. Nach diesem Ereignis war ich zunächst sehr verunsichert — schliesslich bin ich Hundeverhaltens-berater. Warum war ich nicht in der Lage die Situation besser einzuschätzen und die Attacke zu verhindern? Die Antwort war nach kurzer Überlegung sehr einfach. In Bezug auf meine eigenen Hunde bin ich emotional viel stärker beeinflusst, als ich dies bei den Hunden von Kunden bin. Bei meinen Kunden bin ich objektiver Beobachter und zu Hause bin ich Teil des Geschehens.

Meine Freude über diese ersten zaghaften Spielversuche liessen mich unachtsam werden und ich hatte die rosarote Brille auf. Aber ein Hund kann sich nun einmal nur so verhalten wie ein Hund und Aggressionsverhalten ist eine Strategie um Konflikte zu lösen. Auch der eigene geliebte Hund, der eigentlich immer freundlich ist, kann in bestimmten Situationen Aggressionsverhalten zeigen. Die Überlegungen wie es zu dieser Situation kommen konnte, brachten mich weiter. Hundeverhaltensberater sind privat auch nur Menschen und Menschen machen Fehler. Nach dieser Erkenntnis konnte ich (nun ohne rosarote Brille) das Training mit Kira, Shayenn und vor allem mit Lino weiterführen.

Respekt & Raum verschaffen

Die Hunde mussten lernen friedlich zusammen zu leben und Konflikte ohne den Einsatz von Zähnen zu lösen. Ich unterstützte also jedes Knurren von Kira und Shayenn, stoppte jedoch jede Massregelung von ihnen und brachte Lino gleichzeitig bei, darauf auch angemessen, also mit deeskalierendem Verhalten, zu reagieren. Kira und Shayenn lernte so, dass es völlig ausreichend war zu knurren und vielleicht mal einen Eckzahn zu zeigen, um den kleinen auf Distanz zu halten und dass es gar nicht notwendig ist zu gravierenderen Massnahmen zu greifen. Lino lernte sich zu benehmen. 😉 Ich investierte viel Zeit darin, allen Hunde gleichzeitig – eine rechts, eine links und der dritte vor mir – aktiv zu entspannen und Entspannungssignale aufzubauen. Dieses Training zeigte extrem schnell Wirkung, es gab nie wieder eine Auseinandersetzung zwischen den Hunden.

Der aktuelle Stand

Heute ist unser gemeinsames Zusammenleben sehr harmonisch. Die Hunde sind mittlerweile die besten Freunde und wenn sie aus irgendwelchen Gründen einmal getrennt waren so ist die Begrüssung beim Zusammentreffen immer lang, intensiv und voller Freude. Mittlerweile hat auch Shayenn sich mit Lino arrangiert und spielt auch ausgelassen mit ihm.

Gerne Begleite ich auch Sie in das Universum Hund und zeige Ihnen das Wesen Hund.

Geniesst die Zeit mit euren Fellnasen. Euer Chrigi

 

Im 2ter Teil der Artikelserie „Mehrhundehaltung“ geht es um das Thema „Neuer Hund im Rudel“, welche Überlegungen dabei wichtig sind und wir schauen uns die Vor- und Nachteile der Mehrhundehaltung an.

Hier geht es zum 2ten Teil

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